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Frühjahrskalkung bringt Vorteile

Eine Frühjahrs- oder Vorsaatkalkung bringt vor allem auf schweren Ackerböden Vorteile, da eine Kalkdüngung die Bildung von Ton-Humus-Komplexen fördert und so auch verdichtete Böden wieder lockert und mit Luft versorgt. Etwa ein viertel des Bodens muss aus „Luftporen“ bestehen. Speziell Hackfrüchte (Mais, Rübe, Kartoffel) brauchen ausreichend Luft, um die Wurzelatmung und damit eine rasche Wurzelausbildung zu sichern.

Verkrustung unter Weizen: Luftmangel im Wurzelbereich und pH-Absenkung im Oberboden sind die Folge.

Bei verschlämmten oder verdichteten Böden entsteht eine Sperrschicht, die den infolge der Atmung der Bodenorganismen entstehenden CO2-Gasaustausch mit der atmosphärischen Außenluft unterbindet. Zu geringer Lufteintrag von oben bei gleichzeitigem CO2–Stau im Unterboden führt zu Gehalten bis zu 3% (Luft enthält im Vergleich nur 0,035% CO2). Dies bewirkt eine verstärkte Kohlensäurebildung und damit eine Bodenversauerung mit pH-Abfall im Boden. Dadurch werden das Wurzelwachstum und die Nährstoffverfügbarkeit im Boden verschlechtert. Im Extremfall können toxische Al-Ionen freigesetzt werden. Schlechtes Wurzelwachstum sowie eine geringe mikrobielle Aktivität infolge von Luftmangel verschlechtern die P-Nachlieferung aus dem Bodenvorrat. Darauf reagieren vor allem Mais und Leguminosen sehr empfindlich. Die verdichtete Oberfläche stellt vor allem für junge Keimpflanzen eine mechanische Sperre gegen ungehindertes Durchwachsen dar.

Vorteile der Frühjahrskalkung

Bei einem Mangel an „freiem Kalk“ werden die Bodenkrümel aufgeweicht und Tonteilchen in tiefere Schichten verlagert. Der Boden verschlämmt dadurch leichter an der Oberfläche. Die Wasserinfiltration kann dann bis hin zur Staunässe eingeschränkt werden.

Sinnvoler Zusatznutzen: Aufgrund des hohen pH-Wertes von 12,8 hat Branntkalk oder Löschkalk auch eine Bodenhygienische Wirkung gegen Wurzelbrand, Schwarzfäule, Kohlhernie etc.

In der Folge ist das Pflanzenwachstum bzw. das Bodenleben infolge von Sauerstoffmangel gestört. Langsamere Bodenerwärmung, schlechtere Nährstoffmobilisierung und Auflaufschäden sind die Folge. Winterniederschläge, aber auch physiologisch sauer wirkende Düngemittel bringen zusätzlich Säuremengen auf den Boden und belasten ebenfalls die Struktur der obersten Bodenschicht. Gerade in dieser obersten Bodenschicht (0-4 cm) kann es auf strukturschwachen Böden innerhalb weniger Wochen durch einen gestörten Gasaustausch, speziell bei verstärkten Niederschlägen oder beim Einsatz saurer Mineraldünger, zu einem pH-Abfall um eine ganze pH-Stufe kommen, sofern kein freier „Kalk“ vorhanden ist.

Branntkalk oder Mischkalk?

Brant- sowie Mischkalk dienen vorrangig zur Gesundungskalkung von verkrusteten und verschlämmten Böden, da die entstehende Kalklauge verstärkt zur Tonflockung und damit erneuten Krümelbildung beiträgt. Im Vergleich zu kohlensauren Kalken wird auch bei höheren pH-Werten noch freies Calzium in die Bodenlösung abgegeben. Dadurch entweicht CO2 und übrig bleibt reines Calciumoxid (CaO). Ein Großteil der Brennenergie bleibt im Branntkalk gespeichert und wird erst beim Ablöschendes Kalkes mit Wasser frei. Gleichzeitig verdoppelt dieser Ablöschvorgang das Volumen des Kalkes und verstärkt dadurch die Tonflockung. Aus CaO + H2O entsteht das Ca (OH)2 (Calciumhydroxid), auch Kalklauge oder Löschkalk genannt. Diese alkalische Lauge sorgt über die Tonflockung für die wesentlich intensivere strukturverbessernde Wirkung gegenüber kohlensaurem Kalk. Dem Ton wird dabei das Wasser entzogen, wodurch dieser ausflockt. Diese Wirkung verliert sich im Laufe der Zeit, wenn infolge der Bodenatmung neues Kohlendioxid zutritt und aus dem Calciumhydroxid wieder kohlensaurer Kalk (CaCO3) gebildet wird.

Vorteile von Brannt- und Mischkalk

Brannt- oder Mischkalk liefert aufgrund seiner Wasserlöslichkeit rasch größere Mengen an Calcium und OH-Ionen. Während die OH-Ionen schädliche Bodensäuren neutralisieren, verbinden sich die freien Ca- und Mg-Ionen durch ihre positive Ladung mit den einzelnen Tonmineralien und Huminsäuren zu großen Flocken. Dies ist die Grundlage der Krümelbildung, wodurch Ton-, Schluffund Humusteilchen vermörtelt und stabilisiert werden. Die Bodenkrümel werden dadurch druck- und regenstabil und selbst verdichtete Böden wieder lockerer. Die Befahrbarkeit, die Durchlüftung und die Wasseraufnahme des Bodens werden deutlich verbessert. Freier Kalk fördert über die Bodenstrukturbildung quasi die „Wasserverdauung“.

Kopfkalkung bei Wintersaaten

Bei Wintersaaten können auf schweren Böden reduzierte Mengen an Brannt- oder Mischkalk von 400 – 600 kg/ha die Verkrustung nach dem Abtrocknen der Bodenkrume deutlich reduzieren. Größere Mengen sind nicht sinnvoll, da der Kalk nur oberflächig etwa 5 cm tief eingestriegelt und nicht in tiefere Schichten eingebracht werden soll. Ideal wäre die Düngung auf leicht angefrorenen und damit tragfähigen Boden.

Vorsaatkalkung bei Hackfrüchten

Mais ist relativ pH-neutral. Das bedeutet: Er gedeiht auf leichteren Böden auch bei niedrigeren pH-Werten. Auf schweren Böden dient eine Kalkung vorrangig zur Förderung der Krümelstabilisierung und der Luftdurchlässigkeit. Eine Kalkung sollte zeitig (Februar) bzw. unmittelbar vor dem Anbau erfolgen. Bei zeitiger Vorsaatkalkung sollte der Brannt- oder Mischkalk (ca. 1.000 – 2.000kg/ha) 10 – 15cm tief eingemischt werden. Erfolgt die Düngung unmittelbar vor dem Maisanbau, sollte der Dünger auf Böden mit höheren pH-Werten nur in die obere Krumenschicht (5 – 7cm ) eingeeggt werden.

Sperrschicht: Verschlämmte oder verdichtete Böden bilden eine Sperrschicht, die den CO2-Austausch mit der Außenluft verhindert. Dies bewirkt eine Bodenversauerung, die das Wurzelwachstum und die Nährstoffverfügbarkeit im Boden verschlechtert.

Der Kalk wird ohnedies in tiefere Schichten eingewaschen. Dadurch wird selbst bei hohen pH-Werten die Mangan- und Zinkverfügbarkeit in der ersten Phase der Jugendentwicklung nicht beeinträchtigt. Auch bei Rüben geht es bei der Vorsaatkalkung vorrangig um die Verbesserung der Krümelstabilität, weshalb geringere Aufwandmengen von 400-600 kg/ha genügen. Am besten wird Brannt- oder Mischkalk in mehlfeiner Form ausgebracht. Die Verteilung und damit Wirkung ist für diesen Zweck günstiger als bei Granulaten. Die Maßnahme wirkt auch gegen Wurzelbrand und Schwarzfäule der Rübe, welche bevorzugt bei Bodenverdichtungen und Frühjahrsnässe auftreten.

 

Quelle: Fachmedium Unser Land 1-2/2017
Autor: Josef Galler, Landwirtschaftskammer Salzburg
Bildquelle: Landwirtschaftskammer Salzburg