Ein Hauch vom roten Meer im eigenen Wohnzimmer

Jetzt mal ehrlich: der letzte Sommer hat es nicht ganz so gut gemeint mit uns. Und – Hand aufs Herz – der Winter zieht sich mittlerweile auch schon ordentlich in die Länge, oder? Da ist es verständlich, dass der Süden mit seinen Vorzügen lockt: wärmende Sonnenstrahlen, der schöne Strand, das Meer mit seiner tollen Unterwasserwelt… ich sollte sofort ein Ticket buchen. Aber ich muss ja leider auch wieder mal zurück. What shells, das Jahr ist jung und das Frühjahr steht vor der Tür. Der Hunger nach Süden bleibt aber. Umso erfreuter bin ich daher also an mein neues Thema rangegangen: nämlich Salzwasseraquarien. Komme ich nicht in den Süden, dann kommt der Süden mitsamt Meer und Unterwasserwelt eben zu mir. Toll! Frau Holle kann ruhig noch ein bisschen wüten, ich habe nämlich ein neues Reiseziel gefunden… und vielleicht sogar ein neues Hobby.

Salzwasseraquarien – klingt ja eigentlich einfach. Salzwasser rein, Fische und Korallen gleich nach, und schon hat man einen Hauch von Ägypten im eigenen Wohnzimmer. Dass es aber doch nicht so einfach ist, haben mir Frau Seiwald vom Lagerhaus Kirchdorf und Frau Gallob (die Tante Monika vom Igel Mecki) aus den Lagerhaus Feldkirchen erklärt:

Was ist denn das Besondere an Salzwasseraquarien? – Jetzt mal abgesehen vom Salzwasser?
Fr. Seiwald (lacht): Bunter ist es, wenn man so will! – Naja, es ist natürlich etwas ganz anderes als ein Süßwasserbecken. Die Technik ist wesentlich aufwendiger, und je nach Bewohner ist es auch zeitintensiver in der Reinigung und Wartung: Manche Korallen entziehen dem Wasser Kalzium und Magnesium, daher muss man es hinzugeben. Das betrifft vor allem Steinkorallen; Weichkorallen wie Xenien oder Lederkorallen machen das weniger und sind daher auch pflegeleichter.

Okay, klingt ja schon mal nach 1000 Möglichkeiten, mir mein persönliches rotes Meer zu gestalten?
Fr. Gallob: Absolut! Wie viel Platz hast du?

Zu wenig, kannst dir vorstellen, da bin ich eine ganz typische Frau! 🙂 Aber was muss ich beachten, wenn ich mich für ein Salzwasseraquarium entscheide?
Frau Gallob: Es hängt sehr viel vom Volumen ab. Wir haben Becken ab 30 l. Die Größe passt für Garnelen, Einsiedlerkrebse oder Symbiosegrundeln. Wenn du Fische haben möchtest, sollte das Becken aber mindestens 100 l fassen können.

Ich bin ja seit Dorie (Anm. für Filmbanausen: DER Star von Disney’s „Findet Nemo“) großer Fan von Doktorfischen. Welches Volumen sollte das Becken fassen, um sie mir nach Hause zu holen?
Frau Seiwald: Doktorfische brauchen Becken ab mindestens 1000 l. Sie sind sehr schwimmfreudig und benötigen daher auch ausreichend Platz.

Clownfische wie Nemo (Anm. für Filmbanausen: der offizielle Star und Namensgeber von Disney‘s „Findet Nemo“) brauchen weniger?
Frau Seiwald: Ja, hier empfehlen wir Becken ab ca. 300 l. Clownfische leben paarweise oder in einer kleinen Gruppe, das muss man beachten. Ganz wichtig ist auch die Wirtsanemone, da die Fische in dieser leben.

Wie gehe ich vor, wenn ich mich mal für eine Beckengröße und Fische entschieden habe? Gleich alles auf einmal rein geht ja nicht, vermutlich?
Frau Gallob (schmunzelt, obwohl ich die Frage durchaus ernst meinte 😉 ): Nein, so easy läuft das bei einem Salzwasseraquarium nicht. Zunächst kommt ein totes Korallenriffgestein ins Becken, außen herum Korallensand. Dann wird es mit aufbereitetem Salzwasser aufgefüllt und anschließend an Abschäumer, Strömungspumpe usw. angeschlossen. Ja, und dann wartet man mal ca. 1 Woche und misst brav die Wasserwerte und die Temperatur aus.

Frau Seiwald: Das klingt jetzt alles sehr aufwendig, ist aber eine total schöne und sehr interessante Arbeit. Man misst also Wasserwerte und Temperatur, und wenn alles passt, also 25°C bei 1,0235 Salzgehalt, gibt man Lebendsteine hinzu. Das sind Steine, die bereits Bakterien beherbergen. Durch diese Lebendsteine kommen zum Beispiel Asterina-Seesterne, Kalkrotalgen und lebensnotwendige Bakterien ins Becken. In den darauffolgenden Wochen verändert sich die Farbe im Becken; je nach Alge wird es grünlich oder rötlich. Dann kann man auch Einsiedlerkrebse hinzugeben. Und erst danach kommen Fische und Weichkorallen an die Reihe.

Klingt jetzt wirklich recht aufwendig! Allerdings auch hoch spannend. Ihr steht mit Rat und Tat zur Seite?
Frau Gallob: Natürlich! Wir beraten und unterstützen gerne. So ein Aquarium kann sehr individuell sein, angefangen beim Becken selbst. Daher bieten wir eine Maßanfertigung an.

Toll, das heißt, ich kann mir ein Aquarium bei euch ganz nach Platz und Bedürfnissen gestalten lassen?
Frau Gallob: Ganz genau! Also, wann dürfen wir messen kommen? 🙂

Nun ja, das muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen…. Und durch meine Wohnung! Aber spätestens nach meinem Besuch im Lagerhaus Kirchdorf, wo ich einige dieser Aquarien bestaunen durfte, bin ich wirklich angetan. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen lieben Kolleginnen für die Zeit und das nette Interview bedanken! Es wird zwar keine Dorie, aber vielleicht ein Nemo – mit Papa natürlich. Nicht, dass auch er den halben Ozean durchqueren muss, um seinen Sohnemann wiederzufinden. Und ein Einsiedlerkrebs, weil die so knuffig sind:

Credits: Herwig Ster - Einsiedlerkrebs

Habt Ihr Erfahrungen mit Aquarien? Wünsche? Anregungen? Aufregungen? Ich freue mich sehr über eure Kommentare!