Das blühende Business mit dem Garten

Über 40% aller Österreicher nennen einen eigenen Garten ihr Eigentum. Und dieser darf nach vielen Jahren der Umsatzrückgänge auch wieder etwas kosten. Die Gartenbranche boomt, sie ist jedoch heiß umkämpft!

Es ist Frühling und mit der Ruhe in den heimischen Gärten ist es jetzt vorbei. Knapp die Hälfte der Österreicher verfügt laut Marktforschungsinstitut IMAS über einen eigenen Garten, der im Schnitt rund 341 Quadratmeter groß ist. Für rund 50 Prozent ist die grüne Oase ein Ort der Entspannung und für viele Gartenbesitzer laut Studie „ein wunderbarer Ausgleich zu anderen hektischen Bereichen im Leben“.

Im vergangenen Jahr wurde eine Milliarde Euro in die Gärten investiert

Das grüne Stück vom Glück ist den Österreichern wieder mehr wert als noch in den vergangenen Jahren. „2016 wurde eine Milliarde Euro investiert“, weiß Andreas Kreutzer vom Beratungsunternehmen Kreutzer, Fischer & Partner. Die Jahre davor waren allerdings nicht ganz so rosig. Konnte die Branche bis zu Beginn der Finanzkrise jedes Jahr stolze Zuwächse erzielen, sanken die Umsätze zwischen 2012 und 2015 sukzessive. Nicht unbedingt notwendige Investitionen in Haus und Garten wurden aufgeschoben. Doch seit vergangenem Jahr explodieren die Umsätze erneut. Ein großes Stück vom Kuchen machen den Gartenbetrieben allerdings zunehmend Baumärkte abspenstig. 61 Prozent aller Gartenartikel werden mittlerweile dort gekauft. Der Rest entfällt auf Gartencenter, Gärtnereien und zu einem minimalen Teil auf Diskonter. Exakte Zahlen gibt es allerdings selbst bei der Wirtschaftskammer nicht. Um Umsatzrückgänge bei Baustoffen & Co. zu kompensieren, setzen Baumärkte mittlerweile verstärkt auf den Ausbau ihrer Gartenabteilungen. Vorreiter dabei war bauMax, wo man den Gartentrend bereits in den Neunzigerjahren erkannte.

Lagerhaus setzt auf Gartenprodukte

So erwirtschaftet das Lagerhaus – mittlerweile der einzige Baumarkt in österreichischer Hand – bereits 40 Prozent seines Umsatzes mit Gartenprodukten. Die Strategie weg vom Baustoffhandel hin zum Garten scheint aufzugehen. „Das Gartensortiment hat sich in den vergangenen Jahren jeweils um zwei bis vier Prozent stärker als andere Produktbereiche entwickelt“, konstatiert Stefan Mayerhofer, Vorstandsdirektor der Raiffeisen Ware Austria AG (RWA). Die Hälfte davon machen Pflanzen aus, der Rest teilt sich auf Gartenmöbeln, Ausstattung, Technik und Bewässerung auf.

Bewässerungssysteme und Rasenmäher-Roboter als Umsatzbringer

Rasenmähroboter beratungVor allem das Thema Wasser hat sich im vergangenen Jahr als Umsatzbringer erwiesen. So wurden im Vorjahr um zehn Prozent mehr Bewässerungssysteme verkauft als noch 2015. Über 20 Millionen Euro war es den Österreichern wert, nicht mehr selbst zum Gartenschlauch greifen zu müssen. Die Zeitersparnis schätzen vor allem auch Dachterrassenbesitzer, die an heißen Sommertagen mitunter gleich zweimal täglich gießen müssen. Wer hingegen eine größere Grünfläche sein Eigen nennt, befeuert die Umsatzzuwächse der Rasenmäher-Roboter, die sich mittlerweile gar per App steuern lassen. Das Segment wuchs 2016 um acht Prozent. Automatisierung macht also selbst vor dem Garten nicht halt.

Garteln wird zum Lifestyle

Gartel´n zählt zwar zu den liebsten Hobbys der Österreicher – aber nur, solange es nicht zu viel Arbeit macht. Darunter stöhnen laut IMAS-Studie 83 Prozent der Gartenbesitzer. Der Trend gehe eindeutig zur „Convenience im Garten“ also „genießen, aber ohne zu viel Zeit investieren zu müssen.“ Klar, dass man dazu auch passenden Produkte braucht. Die Produkte müssen daher nicht nur hochwertig sein, sondern auch schön anzusehen. Der Gartenboom wird die Kassen jedenfalls auch heuer ordentlich zum Klingeln bringen und der Branche laut Experten ein Umsatzplus von mindestens drei Prozent bescheren – egal, ob im Diskont- oder im Premiumsegment. Bloß den grünen Daumen gibt es auch zukünftig nicht zu kaufen.

Quelle: trend 12/2017